Köln als Keimzelle der Motorisierung160 Jahre Deutz: Wüst mit klaren Worten beim Festakt

Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz: Hendrik Wüst, Henriette Reker und Sebastian Schulte.

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Oberbürgermeisterin Henriette Reker gratulierten Firmenchef Sebastian Schulte (l.) am Freitag (3. Mai 2024) zum 160. Geburtstag der Deutz AG.

Der älteste Motorenhersteller der Welt, die Deutz AG, feierte seinen 160. Geburtstag mit einem Festakt in Köln. Ministerpräsident Hendrik Wüst forderte in seiner Rede mehr Verlässlichkeit im Land.

von Marcel Schwamborn (msw)

Los ging alles mit einem 700 Kilogramm schweren Verbrenner, der gerade einmal eine Leistung von lediglich 0,5 PS schaffte. Doch Erfinder Nicolaus August Otto (1832 bis 1891) tüftelte weiter in seiner kleinen Werkstatt in der Servasgasse hinter dem Kölner Hauptbahnhof.

Zusammen mit dem Zuckerfabrikanten Eugen Langen gründete Otto am 31. März 1864 die Firma N. A. Otto & Compagnie. Es war die Keimzelle der Welt-Motorisierung. 1869 wurde der Firmensitz in die damals noch selbstständige Stadt Deutz verlegt. Heute laufen jährlich fast 190.000 Deutz-Motoren in Köln vom Band.

Deutz: Nicolaus August Otto gründete die Firma 1864 in Köln

Dort, wo viele Jahre der älteste Motorenhersteller der Welt zu Hause war und der Namenszug „Deutz“ auf den Typenschildern vieler Motoren geprägt wurde, feierte die Kölner Traditionsfirma am Freitag (3. Mai 2024) ihren 160. Geburtstag mit einem großen Festakt im Harbour-Club.

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Deutz steht für Motoren, alternative Antriebssysteme und Infrastruktur, die Fahrzeuge und Maschinen auf der ganzen Welt antreiben. Mit weltweit über 5000 Mitarbeitenden und rund 1000 Vertriebs- und Servicepartnern in mehr als 120 Ländern erzielte Deutz im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von über 2,1 Milliarden Euro.

Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz: Sebastian C. Schulte, CEO Deutz AG.

Firmen-Chef Sebastian C. Schulte sparte in seiner Begrüßungsrede auch nicht mit kritischen Worten zur Weiterentwicklung der Motorisierung.

Ministerpräsident Hendrik Wüst brachte zum Jubiläum passende Glückwünsche mit. „Deutschland braucht mehr Innovationsfreude, Tatkraft und Unternehmergeist. Deutschland braucht mehr Deutz“, sagte er. „Nicht in Stuttgart oder Detroit fing die Motoren-Geschichte an, sondern in einer Gasse in Köln. Der Anspruch muss sein, dass auch in 20, 30 Jahren die besten Motoren aus Köln sind“.

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Dazu brauche es Verlässlichkeit und Vertrauen, führte Wüst aus und legte den Finger in viele offene Wunden. Fehlende Alternativen bei den Kraftstoffen, hohe Preise und überbordende Bürokratie würden Unternehmen zusetzen.

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Ähnliches beklagte auch Firmen-Chef Sebastian Schulte. „Unsere 160-jährige Geschichte zeigt, was man mit Innovationskraft und dem Glauben an das eigene Können alles erreichen kann. Das ist das, was ich aktuell in einigen Debatten vermisse, die wir als Land führen: der Glaube an unsere Stärken, Mut und Optimismus“.

Deutz-Chef: „Vermisse Glaube an Stärken, Mut und Optimismus“ 

Die klimafreundliche Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors brauche Zeit. Wolle man einen Mähdrescher elektrisch betreiben, würde allein die Batterie 15 Tonnen wiegen, merkte Schulte an. „Der Verbrenner ist das Herzstück der deutschen Industrie. Mehr als 600.000 Menschen arbeiten in der Motorenindustrie und hängen direkt oder indirekt daran. Zumindest im Nutzfahrzeugbereich werden wir um die Verbrennungsmotorentechnologie auf absehbare Zeit nicht herumkommen. Das sollten wir als Wirtschaftsstandort anerkennen“.

Gleichwohl will sein Unternehmen künftig immer mehr Maschinen, die mit Elektrizität, Wasserstoff oder sogenannten synthetischen Kraftstoffen arbeiten, entwickeln. „Unser Anspruch bleibt, die Welt in Bewegung zu halten. Als Wiege der Motorisierung haben wir das Potenzial, die Welt ein wenig zu verändern.“

Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz: Markus Müller, Jan-Hendrik Mohr und Sebastian Schulte und Denise Fischer-Kreer.

Zusammen mit dem Chef der Claas-Gruppe, Jan-Hendrik Mohr, zeichneten die Deutz-Vorstände Markus Müller (l.) und Sebastian Schulte (r.) Denise Fischer-Kreer mit dem Nicolaus August Otto Award aus.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war ebenfalls unter den Gästen des Festaktes. „Deutz ist ein Innovationsmotor und ein Botschafter für die Stadt. Ich hoffe, dass der Umstieg gelingt vom klassischen Motorenbau zu dem der Zukunft. Und ich wünsche mir, dass die Firma der Stadt treu bleibt“, sagte sie.

Auch wenn das Unternehmen mit zehn Standorten und 34 Servicegesellschaften überall auf der Welt vertreten ist, bleibt Köln doch die Heimat. Dass das Kammerorchester am Freitag die Bläck-Fööss-Hymne „Du...(bes die Stadt)“ spielte, war nicht nur symbolischer Natur. Im September folgt noch das große Fest für Mitarbeitende. Die Bonner Professorin Denise Fischer-Kreer wurde beim Festakt für ihr Unternehmertun mit dem Nicolaus-August-Otto-Award ausgezeichnet.