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50 Jahre in KölnJámas, Alekos! Bekannter Buchautor machte beim Kult-Griechen den „Ali-Test“

Menschen laufen an einem Imbiss vorbei.

Eine der ältesten Tavernen von Köln: „Alekos“ eröffnete vor 50 Jahren.

Kölns älteste Taverne Alekos feiert 50. Geburtstag. Zeit für einen Besuch von EXPRESS.de.

von Ayhan Demirci (ade)

Im Jahr, als die Türen der Kölner Taverne an der Venloer Straße sich erstmals öffneten, sang Udo Jürgens in der ZDF-Hitparade einen der trinkseligsten deutschen Schlager: „Griechischer Wein“. Also Jámas! Auf das Jahr 1974 und auf das Jahr 2024: Alekos, der Kölner Kult-Grieche von Ehrenfeld, hat ein halbes Jahrhundert voll gemacht.

Am Eingang hängt ein großes Transparent, auf dem das Eröffnungsdatum steht: 30. April 1974. In der Erzählung von Wirt Alexandros Eliotis war sein Gyros-Spieß nicht nur der erste in Köln, sondern in ganz Deutschland! Ein Gastro-Pionier also, der die Leute mit dem sich drehenden Fleischspieß erstaunte – lange, bevor die ersten Döner-Läden in Köln eröffneten.

Köln: Kult-Grieche Alekos feiert 50-Jähriges

Heute führt seine Tochter Katerina Eliotou den Betrieb, in dem es keinen Spieß mehr gibt, aber nach wie vor alle klassischen griechischen Gerichte, von Souflaki über Juwetsi bis zum Ariadne- oder Theseus-Teller.

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Vor wenigen Tagen wurde der 50. Geburtstag im Laden gefeiert. „Es war rührend, mehr als schön, es waren Stammgäste der ersten Stunde da – es war eine Mischung aus Leuten, die alle ergriffen waren“, sagt die Wirtin.

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Ihr Vater war 1962 aus Kreta, wo er als Berufsmusiker arbeitete, nach Deutschland gekommen – hier arbeitete er erst im Bergbau, dann in einer Zinkerei in Köln und später in den Bayer-Werken.

Gastarbeiter – das ist das Stichwort für eine besondere Anekdote aus dem Lokal. Die hat mit Stammgast Günter Wallraff zu tun, der in der Nähe wohnt. Der Enthüllungsjournalist und Schriftsteller hatte 1985 mit seinem Buch „Ganz unten“, in dem er die harten Arbeitsbedingungen türkischer Industriearbeiter beschrieb, einen international erfolgreichen Bestseller geschrieben.

Vertraute: Wirt Alexandros Eliotis mit seinem prominenten Stammgast Günter Wallraf im Lokal.

Vertraute: Wirt Alexandros Eliotis mit seinem prominenten Stammgast Günter Wallraf im Lokal.

Dafür hatte er sich die falsche Identität des Gastarbeiters Ali Sinirlioglu zugelegt, dunkle Kontaktlinsen, Schnäuzer, schwarze Perücke – und um zu testen, ob er wirklich nicht mehr als Wallraff zu erkennen ist, nahm „Ali“ Platz bei Alekos. Und wurde persönlich vom Chef bedient. Und der erkannte seinen Freund Günter nicht! Die Tarnung funktionierte also und Wallraff startete seine Undercover-Recherchen.

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Das Eröffnungsjahr 1974 war für Wallraff übrigens ein prägendes, ein „griechisches Jahr“ – vor 50 Jahren hatte er sich auf dem Syntagmaplatz in Athen aus Protest gegen die Militärdiktatur an einen Lichtmast gekettet und wurde nach Folterverhören von einem Militärgericht zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt.

Dem kölschen Griechen Alekos ringt das bis heute Respekt ab: „Er ist so ein mutiger Kerl. Ich trage Günter im Herzen.“ Wallraff selbst schwärmt von der jahrzehntealten Freundschaft – und natürlich vom Essen: „Wenn es nach Terminen oder anstrengenden Recherchen spät geworden war – er ließ einen nie verhungern …“