Union-Duell mit neuem CoachSo ist die FC-Bilanz nach Trainer-Wechsel – Schultz-Effekt verpufft

FC-Trainer Timo Schultz (M.) gemeinsam mit Moritz Anderten (l.) und André Pawlak im Training am 4. Januar 2024.

Copyright: Herbert Bucco

FC-Trainer Timo Schultz (M.) gemeinsam mit Moritz Anderten (l.) und André Pawlak im Training am 4. Januar 2024. 

Union Berlin geht mit Interimstrainer Marco Grote in das Duell mit dem 1. FC Köln. In Spielen nach einem Trainer-Wechsel schneiden die Geißböcke insgesamt positiv ab. 

von Béla Csányi (bc)Sebastian Bucco (buc)

Ein Trainerwechsel kurz vor Saisonende ist oft die letzte Patrone, die einem Verein im Kampf gegen den Abstieg bleibt. Klassischerweise sollen es dann Feuerwehrmänner richten.

Auf diesen Effekt hofft auch Union Berlin vor dem Duell gegen den 1. FC Köln am Samstag (11. Mai 2024, 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf EXPRESS.de). Der Hauptstadtklub trennte sich nach der desaströsen 3:4-Niederlage gegen Bochum von Coach Nenad Bjelica (52) – für die verbleibenden zwei Partien übernimmt Interimstrainer Marco Grote (51).

1. FC Köln trifft auf Union Berlin mit neuem Trainer

Für den FC und Trainer Timo Schultz (46) ist das Duell im Rhein-Energie-Stadion ebenfalls der allerletzte Strohhalm. Eine Statistik macht dabei aber Mut. 

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Themen:2. Fußball-BundesligaGeißbockheimFußball TransfersPep GuardiolaEM 2024InstagramDie Toten HosenJürgen KloppPolizeimeldungenBiathlon

In den vergangenen zehn Jahren spielte Köln insgesamt sechs Partien gegen eine Mannschaft mit neuem Coach:

  • Heiko Butscher (Interimstrainer) Bochum - 1. FC Köln 1:1 (22/23)
  • Marco Kostmann (Interimstrainer) 1. FC Köln - Bielefeld 3:1 (21/22)
  • Torsten Lieberknecht (Trainer) 1. FC Köln – Duisburg 1:2 (2. Liga 18/19)
  • Alexander Nouri (Trainer) 1. FC Köln – Ingolstadt 2:1 (2. Liga 18/19)
  • Huub Stevens (Trainer) 1. FC Köln – Hoffenheim 0:0 (15/16)
  • Kosta Runjaic (Trainer) 1. FC Köln – Kaiserslautern 0:0 (2. Liga 13/14)

In diesen Duellen mussten sich die Geißböcken nur ein einziges Mal geschlagen geben. Trotz eines Treffers von Jonas Hector ging der FC am 8. Oktober 2018 gegen den MSV Duisburg im Rhein-Energie-Stadion als Verlierer vom Platz. 

Siebenmal gab es den Gang in Liga zwei

Wie liefen die bisherigen FC-Abstiege – und was folgte danach?

Kölner Fans zeigen ihre Wut nach dem Abstieg durch schwarzen Rauch.

Copyright: imago sportfotodienst

Schon sieben Abstiege musste der 1. FC Köln in seiner Vereinsgeschichte hinnehmen. Nicht immer schafften der Klub den direkten Wiederaufstieg. EXPRESS.de zeigt, wie die verschiedenen Gänge ins Unterhaus liefen - und was darauf folgte. (Foto: 5. Mai 2012)

Karsten Baumann wird von der Trauer übermannt und liegt auf dem Spielfeld.

Copyright: IMAGO / Team 2

1997/98: Zum ersten Mal stieg der 1. FC Köln in der Vereinsgeschichte ab. Peter Neururer holte in den ersten acht Spielen nur sieben Punkte, weshalb er entlassen und durch Lorenz-Günther Köster ersetzt wurde. Zunächst war der Trainerwechsel auch durchaus erfolgreich, doch am Saisonende ließen die Kölner nach und stiegen mit 36 Punkten ab. (Foto: 9. Mai 1998)

Bernd Schuster auf der Trainerbank.

Copyright: imago sportfotodienst

Auf den ersten Abstieg folgte ein großer Umbruch. 19 Spieler verließen den 1. FC Köln, darunter Toni Polster (Borussia Mönchengladbach) und René Tretschok (Hertha BSC). Neun Spieler wurden verpflichtet und drei Akteure kamen aus den eigenen Reihen zum Profikader dazu. Neuer Trainer wurde Bernd Schuster. Der Aufstieg gelang jedoch nicht. (Foto: 23. Mai 1999)

Die Kölner freuen sich über den Aufstieg.

Copyright: IMAGO / Rust

1999/2000: In der Folgesaison wurde Schuster von Ewald Lienen beerbt und mit ihm zeigte der 1. FC Köln ein anderes Gesicht. Die Geißböcke dominierten die zweite Liga und kehrten als Zweitliga-Meister zurück in die erste Bundesliga. (Foto: 8. Mai 2000)

Die Mannschaft fassungslos nach dem feststehenden Abstieg.

Copyright: IMAGO / Team 2

2001/02: Von Beginn an steckte der FC im Abstiegskampf. Nach 19 Spieltagen wurde Trainer Ewald Lienen entlassen. Zunächst übernahm Christoph John interimsmäßig, bevor Friedhelm Funkel verpflichtet wurde. Trotz drei Siegen an den letzten vier Spieltagen stieg der 1. FC Köln mit nur 29 Punkten zum zweiten Mal ab. Einen Bundesliga-Negativrekord stellten die Kölner in dieser Saison auch auf: 1033 Minuten ohne Torerfolg. (Foto: 27. April 2002)

Friedhelm Funkel am Spielfeldrand.

Copyright: IMAGO / Bernd Müller

2002/03: Zwar konnte Friedhelm Funkel die Kölner nicht vor dem Abstieg retten, er führte sie aber direkt wieder zurück in die Bundesliga. Er verlor nach dem Gang ins Unterhaus zwar Spieler wie Hanno Balitsch an Bayer Leverkusen und Christian Timm an den 1. FC Kaiserslautern, doch durch neue Verstärkungen konnten die Abgänge kompensiert werden. Am vorletzten Spieltag gab Köln jedoch noch die Zweitliga-Meisterschaft an den SC Freiburg ab, nach vier Niederlagen zum Saisonabschluss war die Aufstiegs-Euphorie schon wieder weitgehend verflogen. (Foto: 8. Mai 2003)

Marcel Koller pessimistisch am Spielfeldrand.

Copyright: IMAGO / Sven Simon

2003/04: Gerade aufgestiegen, steckte der 1. FC Köln von Beginn an wieder unten drin. Nach einer Niederlage bei Eintracht Frankfurt wurde Friedhelm Funkel nach dem 10. Spieltag entlassen. Es folgte Marcel Koller. Doch auch der Schweizer konnte die Saison nicht mehr retten. Mit 23 Punkten stieg der FC direkt wieder ab. Das einzig positive an der Saison: Koller entdeckte Lukas Podolski und verhalf ihm zum Sprung in die Bundesliga. (Foto: 24. April 2004)

Lukas Podolski bedankt sich nach dem Aufstieg bei den Fans.

Copyright: IMAGO / Chai v.d. Lange

2004/2005: Mit einigen jungen Spielern wie Lukas Podolski und Lukas Sinkiewicz mischte der 1. FC Köln die zweite Liga auf. Auch Trainer Huub Stevens brachte die Euphorie zurück. Mit Podolski als Torschützenkönig stiegen die Domstädter mit 67 Punkten als Zweitliga-Meister direkt wieder auf. (Foto: 22. Mai 2005)

Die Mannschaft bedankt sich mit einem Plakat mit der Aufschrift: „Ihr seid FC - Ihr seid Köln - Danke“ bei den Fans.

Copyright: IMAGO / Chai v.d. Laage

2005/06: Huub Stevens blieb wegen familiärer Gründe nach dem Aufstieg nicht in Köln. Sein Nachfolger wurde Uwe Rapolder, der mit dem FC mit nur zwölf Punkten die bis dahin schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte spielte. Rapolder wurde entlassen, der sportliche Geschäftsführer Andreas Rettig trat zurück. Sein Nachfolger wurde Michael Meier, das Amt des Trainers übernahm Hanspeter Latour. Doch der Schweizer schaffte es nicht mehr, die Abstiegsränge zu verlassen. Mit 30 Punkten ging es für die Kölner zurück ins Unterhaus. (Foto: 13. Mai 2006)

Kevin McKenna bei einem Spiel für den 1. FC Köln.

Copyright: IMAGO / WEREK

Wieder folgte auf den Abstieg ein großer Umbruch. Vereins-Ikone Lukas Podolski wechselte für zehn Millionen Euro zum FC Bayern München, neben ihm verließen noch 22 weitere Spieler den Verein. 17 Akteure wurden verpflichtet, darunter Milivoje Novakovic, der für Köln in 176 Pflichtspielen 82 Treffer erzielte. In der ersten Saison war der Aufstiegs-Traum früh ausgeträumt, der FC beendete die Saison auf dem neunten Platz. Christoph Daum übernahm im November 2006. Tiefpunkt einer verkorksten Spielzeit: eine 0:5-Klatsche am Karnevalssonntag beim späteren Absteiger Rot-Weiss Essen. (31. August 2007)

Torwart Farid Mondragon feiert den Aufstieg in die 1. Liga.

Copyright: imago sportfotodienst

2007/08: Mit einigen Wunschverpflichtungen von Christoph Daum, wie Kevin McKenna, Youssef Mohamad und Ümit Özat, wurde die Mission Aufstieg wieder in Angriff genommen. Trotz einer holprigen Saison gelang der Aufstieg in die erste Liga mit 60 Punkten als Tabellendritter. Auch Keeper Faryd Mondragón, der sich früh zum Publikumsliebling entwickelte, kam aus ausdrückliche Empfehlung von Daum, der ihn aus seiner Zeit in der Türkei kannte. (Foto: 8. Mai 2008)

Köln Fans erleben den nächsten Abstieg in kurzer Zeit.

Copyright: imago sportfotodienst

2011/2012: Mit dem norwegischen Trainer Stale Solbakken, der zum Beginn der Saison übernahm, gab es von Beginn an Unstimmigkeiten. Die Unzufriedenheit über Taktik und Personalpolitik stieg, als er Podolski die Kapitänsbinde wegnahm. Nach 25 Spieltagen sah mit 28 Punkten alles nach Klassenerhalt aus, doch aus den letzten neun Spielen holte Köln nur noch zwei Punkte und stieg ab. Solbakken musste nach dem 30. Spieltag gehen, für ihn übernahm Frank Schaefer. Außerdem schmiss Wolfgang Overath als Präsident hin. Werner Spinner wurde als Nachfolger gewählt. Der Abschied von Lukas Podolski besiegelte die Tristesse beim FC endgültig. (Foto: 5. Mai 2012)

Anthony Ujah (links) und Bruno Nascimento (rechts) feiern einen Sieg.

Copyright: imago sportfotodienst

Wie nach dem Abstieg 2006 schaffte der 1. FC Köln den direkten Wiederaufstieg nicht. Holger Stanislawski war Trainer in der Saison 2012/13. Lukas Podolski verließ den FC, drei Jahre nach seiner Rückkehr, nach dem Abstieg für 15 Millionen Euro zum FC Arsenal. Die Kölner wurden ohne ihn in der 2. Bundesliga Fünfter. (Foto: 19. Mai 2013)

Co-Trainer Manfred Schmid (links) und Trainer Peter Stöger (rechts) mit der Meisterschale in der zweiten Liga.

Copyright: imago/Eduard Bopp

2013/14: Zur Saison 2013/14 wurde Peter Stöger als neuer Trainer des 1. FC Köln vorgestellt. Mit Verpflichtungen wie Marcel Risse und dem Kauf des zuvor geliehenen Anthony Ujah kamen die Domstädter auf den richtigen Kurs, wurden mit 68 Punkten Zweitliga-Meister. (Foto: 4. Mai 2014)

Stefan Ruthenbeck am Spielfeldrand.

Copyright: imago/DeFodi

2017/18: Zum ersten Mal nach 25 Jahren erreichte der 1. FC Köln mit Trainer Peter Stöger wieder das internationale Geschäft, qualifizierte sich für die Europa League. In der Liga sammelten die Kölner jedoch nur drei Punkte bis zur Entlassung von Stöger im Dezember 2017. Stefan Ruthenbeck sollte für die Wende sorgen, doch bereits am 32. Spieltag stieg der FC mit nur 22 Punkten ab – die schlechte Saison der Klubgeschichte. (Foto: 5. Mai 2018)

Jonas Hector in einem Spiel gegen den SC Magdeburg.

Copyright: imago images / Christian Schroedter

2018/19: Mit Markus Anfang startete der 1. FC Köln in die Saison. Zugänge wie Dominick Drexler, Rafael Czichos und Florian Kainz (ab der Winterpause) verstärkten die Mannschaft in der zweiten Liga, nachdem wichtige Stützen wie Anthony Modeste, Leonardo Bittencourt und Yuya Osako den Verein verließen. Kapitän Jonas Hector und Torhüter Timo Horn blieben trotz des Abstiegs. Ende April wurde Anfang jedoch gefeuert, um das Ziel des direkten Wiederaufstiegs nicht zu gefährden. André Pawlak übernahm bis zum Schluss der Saison und wurde mit dem FC Zweitliga-Meister. (Foto: 19. Mai 2019)

Anzeigetafel mit dem Spielstand von 3:0 des 1. FC Heidenheim gegen den 1. FC Köln

Copyright: dpa

2023/24: Mit Steffen Baumgart, unter dem der FC 2022/23 in der Conference League gespielt hatte, starteten die Kölner in die Saison, in der es von Beginn an gegen den Abstieg ging. Nur an zwei der ersten drei Spieltage stand der FC besser da als Platz 15, die komplette Rückrunde war der FC entweder 16. oder 17. Da war Steffen Baumgart schon nicht mehr da, noch vor Weihnachten folgte die Trennung. Doch auch sein Nachfolger Timo Schultz bekam die Mannschaft nicht mehr über Platz 16. Mit nur 28 Toren war die Offensive die harmloseste der Liga. Zwar hatte Köln am letzten Spieltag noch die Chance, mit einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage des 1. FC Union Berlin auf den Relegationsplatz zu springen – eine desolate erste Halbzeit bei Aufsteiger 1. FC Heidenheim machte jegliche Hoffnung aber früh zunichte. (Foto: 18. Mai 2024)

1/17

Gegen alle anderen Teams mit neuem Fußballlehrer gab es entweder einen Sieg oder einen Punkt. Der sagenumwobene Trainer-Effekt scheint gegen Köln keine große Wirkung zu haben. 

1. FC Köln: Trainer-Effekt bei den Geißböcken wieder verpufft

Generell ist sich die Wissenschaft auch uneinig, ob es einen solchen Effekt wirklich gibt. Laut Sebastian Zart, einem Sportwissenschaftler an der TU Kaiserslautern, seien die durchgeführten Studien zu dem Thema zu unterschiedlich. Bei manchen wurde nur auf die Punkte geschaut, andere wiederum achteten hauptsächlich auf das Torverhältnis.

Einem Bericht des „Bayrischen Rundfunk“ zufolge, gibt es jedoch einen kurzfristigen Effekt, der für eine Leistungssteigerung sorgt. Auch nach dem Amtsantritt von Timo Schultz stabilisierte sich der FC. In den ersten fünf Spielen unter dem 46-Jährigen ging nur die Partie gegen Borussia Dortmund mit 0:4 verloren. Ansonsten holten die Geißböcke in dieser Zeit einen Sieg gegen Eintracht Frankfurt und drei weitere Unentschieden. 

Der Schultz-Effekt ist mittlerweile jedoch etwas verpufft. Seit über einem Monat warten die Geißböcke auf einen Sieg in der Bundesliga. Insgesamt holte die Mannschaft in diesem Jahr erst zwei Dreier.

Am Samstag um 15.30 Uhr spielt all das jedoch keine Rolle mehr. Gegen Union Berlin zählt dann nur ein Sieg, der die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben halten würde.