„Kriegen ein lustiges Jahr“Experte sicher, dass Rangnick beim FC Bayern scheitert – irre Alternative

Ralf Rangnick wird neuer Bayern-Trainer. Das scheint klar zu sein. Doch, passt das überhaupt? Taktik-Experte Tobias Escher bezweifelt das stark – und bringt einen sehr überraschenden Namen als passenderen Kandidaten ins Spiel.

von Denis Canalp (can)

Ralf Rangnick (65) wird aller Voraussicht nach spätestens in der kommenden Woche als neuer Trainer des FC Bayern vorgestellt. Damit endet eine lange Zeit sehr erfolglose Suche beim Rekordmeister.

Der neue Sportvorstand Max Eberl (50) holte sich bislang schon mindestens zwei Körbe von prominenten Trainern. Erst sagte Meistermacher Xabi Alonso (42) ab und entschied sich, bei Bayer Leverkusen zu bleiben, dann zog Julian Nagelsmann (36) den Bundestrainer-Job einem Comeback bei den Bayern vor und verlängerte seinen Vertrag. Gerüchteweise reizten auch Unai Emery (52) von Aston Villa und den vereinslosen Zinédine Zidane (51) die Bayern-Pläne nicht wirklich. 

„Bei Rangnick als Bayern-Trainer kriege ich Bauchschmerzen“

Jetzt also Rangnick, der Fußball-Professor, der in Deutschland erst die Viererkette kultivierte, dann das Gegenpressing flächendeckend einführte. Passt dieser schnelle Konterfußball zum FC Bayern? Der Wechsel Rangnicks von der Nationalmannschaft Österreichs zu den Bayern soll bald verkündet werden. Zwei Experten äußern im Fußball-Podcast „RondoTV“ ihre Zweifel. 

Host Benny Grund, bekannt durch Auftritte in diversen Fußballformaten und durch seine ausführlichen Taktik-Analysen auf X, sprach mit Fußballexperte und Buchautor Tobias Escher über den anstehenden Trainerwechsel der Bayern. Und schon Grunds Einleitung hatte es in sich: „Bei Rangnick als Bayern-Trainer kriege ich Bauchschmerzen. Er ist kein Übergangstrainer und keine 1c-Lösung.“ Rumms! Doch die Antwort des Gastes hatte nicht weniger Zündstoff in sich. 

Meistermacher und Flops

Übersicht: Die Trainer des FC Bayern München

1/26

„Ich spüre keine Bauchschmerzen, sondern viel Freude. Wenn wir Ralf Rangnick zu Bayern bekommen, dann kriegen wir ein lustiges Jahr. Weil, da bin ich mir sehr sicher, dass das nicht hinhaut. Das ist gar nicht böse gemeint. Ich halte Rangnick für einen kompetenten Mann, einen überdurchschnittlich guten Trainer, aber nicht für einen Top-Trainer. Das muss man ganz klar sagen. Das war er bislang als Trainer auf keiner Station“, sagte Escher. Als Entwickler eines Vereins, als Vorstandschef, als jemand, der eine Spielphilosophie vorgibt – „da ist er top“, so der Taktik-Experte.

„Als Trainer, der eine Spielidee entwickelt und in die Mannschaft bringt, war das bei Schalke und Leipzig nur okay und in Hoffenheim auch nur zwei Saisons richtig gut. Ansonsten ist er auch vom Stil her altbacken. Das hat man auch bei ManUnited gesehen. Er ist ja auch schon 65 Jahre alt – und man merkt, dass das nicht mehr die neuesten Ideen sind. Und die Ideen, die er hat, sind davon beseelt, dass im Fußball die meisten Tore zehn Sekunden nach Balleroberung fallen. Und ich weiß nicht, wie die Bayern durch diese Idee die Punkte mehr holen, die sie diese Saison verloren haben“, führt Escher seine Bedenken bezüglich Rangnick bei den Bayern weiter aus.

Gastgeber Benny Grund erläutert dann, dass die Bayern einst unter Trainer Louis Van Gaal eine Spielidee und eine bestimmte Taktik, die im Wesentlichen aus Kontrolle und Ballbesitz bestand, eingeführt hatten. Von Pep Guardiola wurde diese Art von Fußball fortgesetzt. Zuletzt forcierten die Bayern unter Julian Nagelsmann schon einen anderen Fußball mit mehr Umschaltmomenten.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Mit der Verpflichtung von Rangnick, der als Vater dieses Fußballs gilt, sei die Idee von Ballbesitz und dominantem Fußball in München endgültig vorbei. Der Taktik-Nerd sieht aber noch ein weiteres Problem: „Wenn du als Max Eberl zu Uli Hoeneß gehst und Ruben Amorim (39) als Trainer vorschlägst, bin ich mir ziemlich sicher, dass Hoeneß sagt: ‚Ich habe keine Ahnung, wer das ist – und der wird niemals im Leben Bayern-Trainer!‘“ – obwohl der Portugiese, der bei Sporting Lissabon voll überzeugt, viel besser passen würde.

Damit spielt Grund auch darauf an, dass der frühere Bayern-Boss, der auch heute noch im Hintergrund die Fäden zieht, behauptet hatte, dass der neue Meister Bayer Leverkusen bei Transfers vor der laufenden Saison nur Glück hatte. „Den Grimaldo kannte kein Mensch“, hatte Hoeneß im Februar 2024 der „FAZ“ gesagt.

Doch Escher hat auch einen Vorschlag, welcher Trainer besser zu den Bayern passen würde als Rangnick. Und dieser Name kommt komplett überraschend. Nicht Alonso, nicht Nagelsmann, nicht Zidane, nicht Roberto De Zerbi (44) – nein, ausgerechnet Tim Walter (48), der in dieser Saison beim Hamburger SV in der 2. Bundesliga entlassen wurde, sieht der Experte als passenden Bayern-Coach. 

Taktik-Experte: Tim Walter als Bayern-Trainer würde funktionieren

„Der Hot Take ist natürlich Tim Walter. Das würde funktionieren. Tim Walters Idee von Fußball würde in München funktionieren. Nicht für zehn Jahre, aber für ein Jahr würde das funktionieren“, sagte er. Und Escher begründet das mit der Absage des eigentlichen Wunschtrainers.

Denn für den Experten ist klar, dass die Bayern dort noch einmal ihr Glück probieren werden: „Ich glaube, Eberl wollte Alonso haben und erst als der abgesagt hat, ging das Nachdenken los. Ich glaube, die Alonso-Idee ist noch nicht verabschiedet im Verein. Ich bin mir sehr sicher, dass man ihn die ganze Saison beknien wird, damit er nächsten Sommer Bayern-Trainer wird. Ich glaube zwar nicht, dass er es dann machen wird, aber er wäre der logische Name, weil er mit seiner Spielidee und mit der Aura des ehemaligen Bayern-Spielers der absolute Traum für die Bayern ist.“

Wenn Escher Recht behält und Rangnick an der Säbener Straße scheitert, stehen die Bayern damit im kommenden Sommer erneut vor einem großen Scherbenhaufen – und die Trainersuche beginnt dann von vorne. Dabei ist Rangnick noch gar nicht da und immer noch Trainer der Nationalmannschaft Österreichs.

Und Tim Walter? Der war zumindest schon einmal bei den Bayern. Von 2015 bis 2017 trainierte er die U17 der Münchner, dann für eine Saison die zweite Mannschaft. Durch seinen kompromisslosen und offensiven Ballbesitzfußball („Walter-Ball“) hat sich der als charakterlich nicht ganz unkomplizierte Trainer einen Namen gemacht, scheiterte aber mit dem HSV zweimal hintereinander beim Versuch aufzusteigen in der Relegation und wurde zuletzt durch Steffen Baumgart (52) beim einstigen Bundesliga-Dino ersetzt.